Bericht Dezember 24/ Januar 2025
In diesem Jahr war meine Reise nach Ghana eigentlich für die Herbstferien geplant, doch dies habe ich, ohne vorher die Flugkosten zu überprüfen kurzfristig auf den Jahreswechsel verlegt. Da zu diesem Zeitpunkt die Kinder in Ghana auch Ferien haben, erschien es mir sinnvoller die Tage mit ihnen zu verbringen und nicht nur die Nachmittage nach der Schule… Der erste Schock kam dann im November, als ich festgestellt habe, dass die Flugpreise genau 3x so hoch waren, wie sonst. (Ich trage diese Kosten selbstverständlich immer zu 100% selbst) Aber es hat sich gelohnt, denn die Tage waren wie erwartet sehr vollgepackt, intensiv und wundervoll zugleich.
Am 26.12 ging die Reise los…Diesmal wurde ich das erste Mal auch von meiner Tochter (5) zum Flughafen begleitet, was den Abschied nicht unbedingt leichter gemacht hat. Aber sie versteht, warum ich nach Ghana reise und hat mich mit ganz vielen Kuscheltieren und Puppen versorgt. Sogar ihre ganze Kindergartengruppe hat (nachdem ich einen Vortrag hielt und ihnen vom Leben in Ghana berichtete) ganz viele Sachspenden zusammengetragen, welche ich mit nach Ghana nehmen konnte. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an die Eulengruppe. Ihr habt so viele Kinderaugen zum Leuchten gebracht.
In diesem Jahr stand leider kein Flug mit Türkish Airline über Istanbul zur Verfügung, daher nahm ich Royal Air Marokko über Casablanca. Kurz zusammengefasst…10.30 Uhr am 26.12 sind wir in Gebesee gestartet und 10.30 Uhr am 27.12 bin ich Nkawkaw angekommen. Also die üblichen 24 Stunden Anreise. Da ich doch nicht so viel Schlaf bekommen hatte, verbrachte ich den ersten Tag nur „zu Hause“ bei den Kindern von Erics Familie , sowie einigen Kindern aus dem ehemaligen Waisenhaus, die ihre Ferien immer bei Eric verbringen. Ich konnte gleich ihre Kleidungspakte verteilen und jeder hat ein Spielzeug oder Kuscheltier bekommen. Die Freude war unbeschreiblich groß.
Am Samstag sind wir morgens erstmal in die Stadt zum Einkaufen gefahren, um die Nahrungsmittel zu kaufen, welche wir in Amamfrum nur schwer bekommen. Da ist mir wieder klar geworden, wie gravierend die wirtschaftliche Lage ist und die Inflation seit meinem letzten Besuch im November 2023 noch weiter gestiegen ist. Die Lebensmittel sind genauso teuer wie in Deutschland oder kosten teilweise sogar noch mehr. Und bei einem so geringen Bruchteil des Einkommens. Es ist unfassbar und nur schwer verständlich, wie die Menschen vor Ort ihren Alltag überhaupt meistern können.
Am Nachmittag kam dann Prince vorbei und wir konnten gemeinsam seine kleine süße Tochter besuchen. Da sie mich nicht so oft sieht, hat sie tatsächlich meist etwas Angst und ist sehr zurückhaltend. Aber mit der Zeit gibt es sich. Ihr konnte ich auch eine Puppe mitbringen und sie hat sie ganz stolz, die ganze Zeit festgehalten. Die kleine Christin wird wahrscheinlich ab diesem Jahr den Kindergarten besuchen und wir werden Prince dabei unterstützen sie mit allen nötigen Materialien zu versorgen.
Abends hatte ich noch Besuch von Mensah, er wohnt ca. 30 Minuten entfernt und hat sich gleich auf den Weg gemacht, als er erfahren hat, dass ich da bin. Mensah ist einer unserer ältesten Männer aus dem ehemaligen Waisenhaus und er hatte es nie leicht, weil es ihm nicht möglich war seine schulische Bildung fortzusetzen, haben wir ungefähr jeden Ausbildungsberuf ausprobiert, den man sich nur vorstellen kann. Jedoch nicht sehr erfolgreich. Nun arbeitet er seit einigen Jahren als Nachtwächter im Krankenhaus und bekommt ein sehr geringes monatliches Gehalt (35 Euro pro Monat für jede Nacht 12h). Tagsüber hat er noch Kapazitäten, um sich Geld dazuzuverdienen und darüber hat er sich viele Gedanken gemacht. Er hatte schon als Kind im Waisenhaus ein Herz für Tiere und hatte sich dort selbst einen Hasenstall gebaut und sich sehr liebevoll um seine Tiere gekümmert. Dies war seither sein Traum, eines Tages wollte er einen kleinen Bauernhof haben und damit sein Geld verdienen. Aber das ist natürlich nicht einfach und bedarf einer guten Planung. Nun hat es sich ergeben, dass sein Vermieter im Nachbarhaus einen Stall zu vermieten hat, welchen Mensah nutzen könnte, um Ziegen und Hasen zu halten. Das werden wir uns in den nächsten Tagen ansehen…
Am Sonntag fand das Highlight meiner Reise statt, zumindest für die Kinder, denn wir fuhren zu einem alten Hotel mit Pool und dort tobten die knapp 20 Kinder den ganzen Tag im winzig kleinen Kinderbecken. Aber allein das bisschen Wasser, brachte ihnen so viel Spaß, dass sie auch nach 6 Stunden nicht wieder raus wollten. Der einzige Tag im Jahr, an dem sie einfach Kind sein konnten, kein Kehren, putzen, Wasser holen, Wäsche waschen, kochen, kleine Geschwister versorgen etc. Einfach mal nur spielen und Spaß haben, zumindest für ein paar Stunden. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich schön. Wir sind übrigens alle 20 zusammen in einem Auto hingefahren, teilweise zu 5. Übereinander.
Am Vormittag hatte ich noch Besuch von Ruth und ihrem kleinen Sohn Kwasi. Ihr haben wir vor einigen Jahren einen Container/ Verkaufsladen bereitgestellt und sie verkauft seitdem Kosmetikartikel, nachdem das Geschäft nicht gut lief, haben wir es um Kleidungsstücke erweitert und nun möchte sie gern nebenbei eine Ausbildung als Kosmetikerin machen. Dies kostet GhanAid ca. 100 Euro und sie lernt innerhalb von einem Jahr an 3-4 Stunden am Tag den Beruf. Somit kann sie weiterhin ihren Laden führen und anschließend möchte sie dies mit als Dienstleistung anbieten. Für ihren Sohn übernehmen wir derzeit alle Schulgebühren und stellen im die nötigen Materialien, sowie die Uniformen.
Am Abend besuchten mich Gershon, James und Desmond – unsere drei Jungs von der Nursing school. Alle drei Waisenkinder haben gemeinsam eine Ausbildung als Laboranten absolviert und diese bereits vor Jahren hervorragend abgeschlossen. Aktuell ist Desmond bereits an einem staatlichen Krankenhaus und verdient dementsprechend genügend Geld, um auf eigenen Beinen zu stehen – unser Ziel ist erreicht Gershon und James warten dagegen noch auf ihr „posting“, also ihre Zuweisung zu einem staatlichen Krankenhaus mit einem gesicherten Gehalt. Derzeit arbeiten beide in privaten Einrichtungen und schlagen sich tapfer und sehr fleißig durchs Leben. Da James 600cedi verdient und 320cedi für Fahrtkosten benötigt, unterstützen wir ihn noch monatlich. Sowie mit der jährlichen Miete. Wir haben aber große Hoffnung, dass es dieses Jahr so weit ist und sie einem Krankenhaus zugwiesen werden. Das haben sich die beiden einfach verdient.
Die Woche startete mit dem Besuch von Mensahs Sohn in einem sehr entlegenen Dorf und einer sehr langen und staubigen Fahrt. Doch dies hat sich gelohnt, denn seinem Sohn geht es sehr gut und er hat sich sehr über unseren Besuch gefreut. Wir konnten ihm auch neue Kleidung und einen Ball mitbringen… Zurück in Amamfrum wartete bereits Esther auf mich. Die kleine Esther, die bei meinem ersten Besuch in Ghana vor 15 Jahren ca. 3-4 Jahre alt war. Niemand kennt ihr Geburtstag, daher können wir nur schätzen. Wir haben sie seit der Schließung des Heimes viele Jahre begleitet, die Familie, die sie aufgenommen hat mit Nahrung unterstützt, Schulgeld bezahlt und alle Schulmaterialien zur Verfügung gestellt, doch eines Tages war sie wie vom Erdboden verschluckt. Sie hatte es nie leicht aufgrund ihrer schrecklichen Erlebnisse in ihrer Kindheit. Sie wurde zwar noch gelegentlich gesehen, aber sie entschied sich dazu ihr Leben ohne unsere Unterstützung zu führen. Und nun sieben Jahre später verstehe ich endlich warum. Sie stand vor mir mit drei Kindern, 2, 4 und 7 Jahre alt. Da sie selbst gerade erst 18 oder 19 Jahre alt ist, hat sie ihr erstes Kind mit 12 bekommen. Zu dem Zeitpunkt war sie selbst noch ein Kind. Umso glücklicher bin ich nun, dass sie wieder den Weg zu uns gefunden hat. Wir werden nun alles daransetzen, eine Ausbildung für sie zu finden und die Kosten für die Kita und Schulgebühren der Kinder übernehmen. Wir konnten ihr bereits helfen eine neue Wohnung zu finden und haben die Miete für das erste Jahr beglichen. (15 Euro pro Monat) Nach diesem sehr emotionalen Treffen, machte ich mich mit Eric auf den Weg zu Nana Yaw (der jüngste unserer Tomo-Ni Schützlinge) Auf dem Weg nach Pepease, hielten wir bei Mensah, um mit seinem Vermieter über die Miete des Stalls zu sprechen und alles zu begutachten bevor wir erneut Geld in Mensahs Projekte investieren. Tatsächlich waren wir alle sehr überrascht zu sehen, dass die Lage perfekt ist. Es ist direkt auf dem Gelände des Familienhauses seines Vermieters und von einer Mauer umgeben. (was den befürchteten Diebstahl sehr erschweren sollte) Mensah selbst wohnt gleich hinter der Mauer. Ein Teil des Stalls wird bereits genutzt, um Ziegen zu halten, somit könnte Mensah diese auch für die Zucht nutzen. Auch das Gespräch mit dem Vermieter lief sehr gut. Er war sehr freundlich und kooperativ, wie sich herausstellte, war er vor vielen Jahren der Mathelehrer von Lamptey und die beiden hatten viel zu Lachen. Nach kurzen Verhandlungen zur Höhe der Miete konnte Eric sich mit ihm von ursprünglich 10 Euro auf 8,50 Euro einigen. Am Ende waren alle zufrieden und Mensah strahlte übers ganze Gesicht. Er hat sich bereits ausgemalt, wie er dort seine Ziegen aufzieht und einen kleinen Hasenstall baut. Eric hilft ihm nun bei der Anschaffung der ersten Tiere und wird ein genaues Konzept besprechen, um sicher zu gehen, dass der Verkauf der Tiere auch Gewinne einbringt. Anschließend setzten wir die Fahrt zu Nana Yaw fort. Nach einer gefühlten Ewigkeit, unzähligen Schlaglöchern und 3 korrupten Polizeikontrollen, kamen wir endlich an. Nana Yaw und seine Pflegefamilie empfingen uns wie immer voller Freude. Natürlich hatten wir das Auto voller Essen… Ein Sack Reis, Konserven, ein Kanister Öl und viele andere gute Sachen soll ihnen nun helfen sich die nächsten Wochen zu versorgen. Nana Yaw war wie gewöhnt schüchtern und somit gingen wir ein Stück spazieren und ich konnte mich allein mit ihm unterhalten. Er hat im September die Secondary Highschool begonnen und ist ins Internat gezogen. Dies war ein großer Schritt für ihn und es tut ihm so gut. Er ist dadurch viel offener und selbstbewusster geworden.
Laut seiner Tante räumt er seitdem sogar von allein auf und erledigt seine Aufgaben ohne Erinnerung. Er ist so viel selbstständiger geworden und entwickelt sich zu einem großartigen jungen Mann. Wir sind so stolz auf ihn. Die Rückfahrt traten wir nach Sonnenuntergang an und während der Fahrt wunderte ich mich, warum auf einmal der ganze Himmel schwarz war, obwohl er vorher noch rot gefärbt schien. Bis ich nach 5 Minuten Fahrt erkannte, dass sich am Himmel Millionen Fledermäuse befanden. Das war einfach unglaublich. Sie färbten den Himmel komplett schwarz und weitere 5 Minuten später, löste es sich langsam auf und man sah noch kurz den roten Himmel, bevor es komplett Nacht wurde. Ich war übrigens die Einzige im Auto, die dies erstaunlich fand.
Zu Silvester bereitet ich das erste Mal Pancakes zu. Die Kinder hatten mich vorher ca. 137-mal gefragt, wann es endlich welche gibt, aber es war leider keine Zeit. Nun hatte ich mir den ganzen Vormittag freigehalten, damit wirklich jeder einen bekommt. Ganze 60 Eier, einige Kilo Mehl und 6 große Dosen Kondensmilch gemischt mit Wasser (ergibt Milch) haben für 70 Eierkuchen gereicht. Somit konnten alle Mitarbeiter von Erics Cold store, die Verkäuferinnen im Laden vorm Haus und natürlich alle Kinder im Haus und der Nachbarschaft einen bekommen. Das ganze Prozedere hat allerdings fast 4 Stunden gedauert. Nachdem alle Kinder glücklich waren, machte ich mich mit Lamptey auf den Weg zu Joyce und ihren zwei Kindern. Ihr Sohn Confidence war gerade bei der Oma und die kleine Ama machte Mittagsschlaf.
Somit konnten wir ganz in Ruhe mit ihr sprechen und gemeinsam überlegen, wie wir ihr Geschäft wieder zum Laufen bringen. Der Verkauf der Waren war im letzten Jahr aufgrund der Wirtschaftslage gescheitert. Seitdem verkauft sie ihre Produkte auf dem Kopf und konnte wieder Gewinne erzielen. Ihr war es sogar möglich den Laden (Container) umzusetzen. Da sie auch umgezogen ist, steht er jetzt sehr nah an ihrem zu Hause und direkt an der Hauptstraße, was mehr Kunden bringen wird. Da sie genügend Laufkundschaft hat. Da sie sich in diesem Jahr gut geschlagen hat und bewiesen hat, dass sie wirklich ein Geschäft führen kann, haben wir uns dazu entschieden, sie erneut dabei zu unterstützen den Laden zu füllen und somit ein geregeltes Einkommen zu haben. Sie weiß nun auch, welche Waren besonders gut verkauft werden und bei welchen Artikeln sie die meisten Gewinne erzielt. Nach einem sehr langen Gespräch kam nun auch Confidence angerannt und freute sich uns zu sehen. Ich hatte ihm ein paar neue Hosen und Fußballtrikots mitgebracht, was ihn unglaublich freute. Nur einen Ball wünscht er sich noch von Herzen, diesen werden wir ihm besorgen und Lamptey wird ihm beim nächsten Besuch mitbringen. Da die Zeit etwas drängte, mussten wir Ama nach 3 Stunden Mittagsschlaf nun doch wecken. Das war allerdings keine gute Idee, sie war noch so müde, dass sie sich gar nicht über ihre neue Puppe freuen konnte. Zumindest nicht sichtbar, aber sie hat sie so sehr festgehalten und nicht mehr abgelegt, dass man sehen konnte, wie wichtig sie ihr war. Vielen lieben Dank an ihre tollen Pateneltern Den Silvester-Abend verbrachten wir genauso wie jeden anderen Abend mit Karten spielen. Bis Mitternacht haben wir durchgehalten und kurz danach lag ich im Bett. Keine Raketen, kein Knallen, einfach Ruhe. Das war so schön, so könnte jedes Silvester ablaufen. Am nächsten Tag hat wie immer 6 Uhr der Wecker geklingelt, damit ich vor der Hitze (39 Grad) mit Erics Hunden spazieren gehen kann, die Verlassen leider nur selten die Zwinger.
Mittwoch war der erste Tag, der nicht komplett ausgebucht war und ich mich mal mit der ganzen Kinderbande in Amamfrum beschäftigen konnte. Zuerst habe ich Wäsche gewaschen (ohne Waschmaschine dauert das tatsächlich eine ganze Weile) und danach habe ich Popcorn für alle Kinder zubereitet. Nachdem jeder eine kleine Tüte bekommen hat, konnten wir gemeinsam Karten und Halli Galli spielen, wie immer sehr chaotisch mit viel Geschrei und Aufregung aber jeder Menge Spaß. Zum krönenden Abschluss des Tages gab es noch Pudding für alle, den ich am Nachmittag zubereitet hab. Wie immer eine große Freude und Gaumenschmaus für die Kinder.
Am Donnerstag war dann das große Neujahr-Kochen angesagt. Da Essen das einzig wichtige in Ghana ist, denn aktuell ist es für meisten Menschen nur möglich einmal am Tag zu essen, haben wir bereits morgens begonnen ein großes Festmahl für alle Mitarbeiter, Nachbarn und natürlich Kinder zuzubereiten. 18 Uhr waren dann 150 Portionen Fried Rice mit Gemüse und Hühnchen fertig Ich habe die Kosten für alle während meines Aufenthaltes zubereiteten Gerichte selbst getragen. Da die Spenden in erster Linie für die Schulgebühren, Schulmaterialien, Ausbildungsplatze und monatliche Versorgung der Waisenkinder benötigt wird.
Am Freitag nutzte ich den Vormittag, um an alle Schule zu fahren und die Schulgebühren der Kinder zu begleichen, sowie wenn möglich auch kurz Rücksprache mit den Pädagogen zu halten. An einigen Schulen, war nur die Verwaltung besetzt, aber an anderen wiederum konnte ich Gespräche mit den Lehrkräften führen. Anschließend kam Kezia endlich. Eigentlich verbringt sie immer die ganze Zeit meines Aufenthalts mit mir und wir teilen uns ein Bett, aber diesmal absolvierte sie gerade ein Praktikum im Krankenhaus und da spielen Feiertage keine Rolle, denn die kranken Menschen müssen immer versorgt werden. Sie wollte bereits einen Tag früher kommen, doch sie wurde auf dem Weg zu Busbahnhof überfallen. Am helllichten Tage auf offener Straße, wo viele Menschen unterwegs waren, kam ein Motorrad mit zwei Personen und der Mitfahrer riss ihr ihren Rucksack vom Rücken und fuhr davon. Der Schock war groß und der Verlust sehr schwerwiegend. Tatsächlich war in dem Rucksack, der Laptop, welchen wir ihr für die Ausbildung gekauft hatten. Sie war so mitgenommen, dass der Besitzer eines naheliegenden Geschäftes uns angerufen hat, um sie zu beruhigen. Sie fuhr dann erstmal zurück zur Unterkunft und kam einen Tag später nach Amamfrum. Da sie sich im letzten Jahr der Ausbildung zur Krankenschwester befindet und für ihre Hausarbeiten und Berichte unbedingt einen Laptop benötigt, haben wir uns entschieden, ihr erneut einen gebrauchten zu kaufen. Das konnte sie ein bisschen beruhigen, aber sie war auch Tage später noch aufgelöst.
Nach einem langen Gespräch mit Kezia, nutze ich die Zeit um auch mit Eric/Yaw und seinem Brüdern P und K in Ruhe zu reden. Yaw ist im letzten Jahr seiner Ausbildung zum Lehrer und hat bereits jetzt einen hohen praktischen Anteil. Er ist oft an Schulen und unterrichtet und wie nicht anders zu erwarten, lieben die Kids unseren charmanten Eric. Ihm macht es viel Spaß und ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie er da vor der Klasse steht und seinen Unterricht hält. Das macht mich sehr glücklich, denn Eric/Yaw hat auf jeden Fall seine Berufung gefunden. Auch sein kleiner Bruder P hat die Ausbildung begonnen und befindet sich derzeit im ersten Ausbildungsjahr.
Es macht ihm großen Spaß und er freut sich sehr, dass er seine schulische Bildung fortsetzen kann. K, der Zwillingsbruder von P, hatte bereits das Studium Veterinärmedizin begonnen und absolviert derzeit ein Praktikum beim Tierarzt in Nkawkaw und arbeitet zudem tagsüber im Schlachthaus und überprüft dort das Fleisch. Er sammelt selbstständig sehr viel praktische Erfahrung und geht vollkommen auf in diesem Gebiet. Es war die richtige Entscheidung ihm dieses kostenintensive Studium zu ermöglichen.
Kaum hatten wir das letzte Gespräch beendet, stand auf einmal Dennis vor mir. Er hatte damals bereits das Waisenhaus verlassen, als ich das erste Mal vor Ort war. Aber unser Koordinator kannte ihn noch und hat bis heute Kontakt gehalten. Dennis hat seine gesamte Kindheit und Jugend im Waisenhaus verbracht und ist ein großer Bruder für all „unsere Kinder“. Er hat nach Verlassen des Heimes eine Ausbildung zum Schneider absolviert. Dabei wurde er von einer Freiwilligen unterstützt. Er hat viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet, doch aktuell ist die Auftragslage so gering, dass er nicht mehr für und seine zwei Kinder (siehe Foto) sorgen kann. Die Mutter der Kinder hat die Familie leider verlassen und Dennis schlägt sich seitdem ganz allein mit den beiden durch. Da auch er ein Kind des Waisenhauses „Tomo-Ni“ ist und wir uns zur Aufgabe gemacht haben, allen Kindern aus dem Heim eine sichere Zukunft zu ermöglichen, haben wir uns dazu entschieden ihn dabei zu unterstützen einen Führerschein zu machen um anschließend als Taxifahrer zu arbeiten. Die Kosten dafür belaufen sich ungefähr auf 100Euro und wären für ihn unmöglich selbst zu tragen. Er nimmt jeden Job, den er bekommt, auch wenn er dafür 10h bei 38Grad auf einer Baustelle arbeitet und dafür am Ende des Tages nicht mal 3Euro bekommt. Man bedenke an dieser Stelle wieder, dass Lebensmittel genauso teuer wie in Deutschland sind.
Am letzten Tag meines Aufenthaltes gab es noch einmal Pancakes, wieder 70 Stück und alle waren zufrieden. Nachdem ich den ganzen Vormittag damit verbracht hatte, machte ich mich auf den Weg in die Stadt, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen und meine Rückreise vorzubereiten. Die Koffer waren in 5 Minuten gepackt, sie waren ja schließlich leer, nur Bananen Chips waren drin. Eigentlich nehme ich sie gar nicht wieder mit zurück, aber in diesem Jahr hatte ich sie mir nur geborgt.
Nach einem tränenreichen Abschied am Abend gingen die Kinder ins Bett und ich machte mich 22 Uhr mit Prince und Lamptey auf den Weg zum Flughafen, dort wartete bereits Doritha auf uns. Sie absolviert derzeit auch eine Ausbildung in einem Haarsalon mit Kosmetik. Sie berichtet von ihrer Arbeit und ihrer Tochter Christiana. Sie konnte leider nicht mitkommen, weil sie die Ferien bei Verwandten verbracht hat und noch nicht zurück war. Dafür konnten wir das Zeugnis von Christiana sehen und mit Stolz feststellen, dass sie eine der besten der Klasse ist und das Schuljahr hervorragend abgeschlossen hat. Ich konnte ihr noch ein großes Kleidungspaket und Nahrungsmittel für die beiden mitgeben, bevor auch wir uns wieder verabschieden mussten. Nun war meine „To-Do“-Liste endlich vollständig erledigt. Ich habe es geschafft während meines Aufenthaltes alle Waisenkinder zu sehen, ausführlich mit ihnen zu sprechen, Herausforderung anzugehen, Probleme zu lösen, Kleidung zu verteilen und alle aktuellen Rechnungen z begleichen. Für alle weiteren, die in diesem Jahr noch kommen, brachen wir weiterhin eure Unterstützung!
5.30 Uhr startet dann pünktlich der Flieger Richtung Casablanca und 21.45 Uhr traf ich wieder in Gebesee ein. Also wieder die üblichen 24 Stunden Reisedauer…
Ich möchte mich abschließend bei allen Menschen bedanken, die mir in diesem Jahr Kleidung, Schulmaterialien, Spielsachen und Kosmetikartikel mitgegeben haben. Sowie bei allen, die mir durch ihre großzügigen Spenden geholfen haben alle Rechnungen für die Schulgebühren etc. vor Ort zu begleichen. Ihr seid einfach wunderbar
Herzliche Grüße
Eure Christin