2017/12 – Christin in Ghana
Zum ersten Mal machte ich mich mit einer marokkanischen Fluggesellschaft auf den Weg nach Ghana. Diesmal mit 3 großen Koffern, einen Handkoffer und einem Rucksack im Gepäck. Der Flug war unkomfortabler als erwartet, aber die Vorfreude auf Ghana war so groß, dass es eigentlich egal war. Hauptsache ganz schnell ankommen. Da ich um 2.30 Uhr nachts landete, kam Eric und P nach Accra zum Flughafen um mich in Empfang zu nehmen. Auch das war das erste Mal, dass ich abgeholt wurde und ich muss sagen, es ist viel schöner und gemütlicher als 5 bis 7 Stunden zusammen gequetscht in einem Bus nach Nkawkaw zu fahren. Das werde ich mir merken…
Da wir erst 7 Uhr am Morgen zu Hause angekommen sind, musste bis 11 Uhr erstmal ein Nickerchen eingelegen werden bevor ich alle begrüßen konnte. Die Kleinen kamen sogar erst gegen 15 Uhr aus der Schule und umso größer war die Freude als ich sie in die Arme nehmen konnte.
Zur Feier des Tages gab es mein Lieblingsessen Fufu, aber da dies nicht alle mögen, habe ich noch Reis und Soße zubereitet. So konnte sich jeder über eine leckere Mahlzeit freuen und zum Nachtisch gab es noch den heißbegehrten Pudding. Zubereitet mit Kondensmilch und Wasser, weil es keine „richtige“ Milch gibt. Zumindest dachte ich das. Ein paar Tage später sollte ich jedoch vom Gegenteil überzeugt werden und der Pudding wurde immer besser!
Gleich am zweiten Tag begann ich die Kinder zu besuchen und so stand Christiana als erstes auf meiner Liste. Gemeinsam mit P fuhr ich also nach Obomeng und hielt Rücksprache mit der Pflegefamilie. Zu meiner Freude konnte ich feststellen, dass es Christiana und ihrer Familie gut geht. Der Vater der Pflegefamilie hat immer noch mit den Nachwirkungen eines Schlaganfalls zu kämpfen, aber er hält sich sehr tapfer und es wird von Tag zu Tag besser. Anschließend machten wir uns auf den Weg zu Christianas Schule. Die Lehrer lobten sie wie gewohnt in den höchsten Tönen. Christiana sei sehr höflich, freundlich und sehr clever. Wir können also weiterhin sehr stolz auf die Kleinst der Tomo-Ni Kinder sein.
Von Obomeng ging es weiter nach Nteso, da ich auch Nana Yaw in der Schule und zu Hause besuchen wollte. Bereits auf dem Weg zum Klassenzimmer konnte Nana Yaw uns abfangen und begrüßen. Ihm geht es bestens und auch in der Schule gibt er weiterhin alles um so gut wie möglich abzuschneiden. Seine Lehrer sind sehr zufrieden mit ihm und versetzen ihn in die nächste Klasse.Die beiden „Kleinen“ (Nana Yaw und Christiana) besuchte ich insgesamt dreimal während meiner Zeit in Ghana. Sie konnten sich über neue Kleidung freuen, viele leckere Lebensmittel, neue Schulsachen und auch ein paar kleine Spielsachen wie Seifenblasen waren im Gepäck. Das brachte strahlende Augen und viel Freude auch für die Kinder im Dorf, mit denen selbstverständlich geteilt wurde.
Kezia kam wie gewohnt für den gesamten Zeitraum meines Aufenthaltes nach Nkawkaw um mit mir gemeinsam zu kochen, mit den Kindern zu spielen, ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen und wie gehabt, teilten wir uns ein Zimmer. Und diesmal nicht irgendein Zimmer von den Jungen sondern unser eigenes. Eric hat im letzten Jahr für seine Familie und uns einen kleines Haus im Hinterhof bauen lassen und Kujo hat dies sehr schön gestrichen und verziert, wie man auf dem Bild sehen kann. Da fühlt man sich gleich richtig wohl! Kezia besucht weiterhin die Schule um im September einige ihrer Prüfungen aus dem letzten Jahr zu wiederholen, da sie gerne ihre Noten verbessern möchten. Denn nur mit guten Noten hat sie die Chance auf die „Nursing school“ zu gehen um ihren Traumberuf Krankenschwester zu erlernen. Wir glauben natürlich fest an sie und drücken ihr weiterhin die Daumen. Ihre Pateneltern haben uns eine kleine Shoppingtour ermöglicht, bei der sich Kezia neue Schuhe ausgesucht hat. Vielen Dank dafür!
Die Zwillinge P und K besuchen weiterhin die Secondary School und haben gerade ihr erstes Schuljahr hinter sich gebracht. Somit waren beide in Nkawkaw und haben Eric täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang tatkräftig unterstützt. In der Schule geben sie ihr bestes und die Ergebnisse der Zwischenprüfungen sind wirklich gut. Jetzt bleibt es nur abzuwarten wie die Jahresendprüfungen gelaufen sind. Wenn man allerdings bedenkt wie viel die beiden Lernen, sollten wir uns keine Sorgen machen. Auch P und K konnten sich über viele Geschenke ihrer Pateneltern freuen. Vielen Dank dafür!
Ihrem großen Bruder Yaw geht es auch bestens. Er arbeitet fleißig mit bei Eric und lernt jeden Abend für die Schule. Leider fällt ihm das Lernen nicht ganz so leicht wie seinen kleinen Brüdern, aber er strengt sich und ist bemüht und das ist das Wichtigste. Während ich da war, hat er sich gerade auf seine Abschlussprüfung des 2. Jahres vorbereitet und jeden Abend bis in die Nacht gebüffelt. Seiner Meinung nach, liefen die Tests sehr gut. Da lassen wir uns mal überraschen. Obwohl er im nächsten Jahr die Schule beendet, hat Yaw aktuell noch keinen konkreten Berufswunsch. Leider gibt es Ghana keinen Berufsberater, der Schüler hilft sich zu orientieren.
Unser lieber Prince besucht weiterhin eine Privatschule um Lehrer zu werden. Er wird diese Ausbildung bereits Ende des Jahres beenden und anschließend ein einjähriges Referendariat absolvieren. Die Zeit ist also absehbar, bis wir ihn mit einer fertigen Ausbildung und einem festen Gehalt ins Leben entlassen können.
Den drei „Nursing School“- Absolventen James, Gershon und Desmond geht es auch bestens. Gershon lebt aktuell noch in Nkawkaw bei Eric und ist sehr bemüht eine Anstellung zu bekommen. Jeden Morgen macht er sich mit seinen Bewerbungsunterlagen auf dem Weg zu einem Krankenhaus um dort vorzusprechen. Bisher leider ohne Erfolg, aber wir geben die Hoffnung weiterhin nicht auf. James und Desmond dagegen sind weiterhin an ihren Krankenhäusern beschäftigt, in denen sie ihre Abschlusspraktikas absolviert haben. Zu unserem großen Bedauern werden sie derzeit noch nicht bezahlt. Dank der großzügigen Spenden in diesem Jahr sind wir zum Glück als Verein in der Lage weiterhin die Miete und ihre Nahrung jeden Monat zu bezahlen und sie solange zu unterstützen bis sie auf eigenen Beinen stehen können.
Mit Kujo habe ich die meiste Zeit meines Aufenthaltes verbracht. Da er immer noch zu Hause ist und mit der Arbeit bei Eric sehr zufrieden ist, hatte er nebenher noch genügend Zeit um mir bei der Renovierung der Zimmer unter die Arme zu greifen. In nur einer Woche haben wir gemeinsam aus einer kleinen dreckigen Höhle (was die Jungs die runtergelebt haben) ein wunderschönes Zimmer für 5 Personen gezaubert und all die Mühen, Kraft und Zeit haben sich gelohnt, wenn man die Bilder vorher und nachher betrachtet. Die künstlerische Gestaltung lag auch hier ausschließlich in Kujos Händen.
Ein lang „verschwundener“ Tomo-Ni-Junge bzw. mittlerweile Mann ist auch endlich wieder aufgetaucht….unser Mensah. Zwar wusste ich die letzten Jahre wo er sich aufhält, aber aufgrund der Entfernung und der Zeit war es mir nie möglich ihn zu besuchen. Umso glücklicher war ich, als er auf einmal in Nkawkaw vor mir stand. Nach einem langen Gespräch über die letzten Jahre, konnte ich gar nicht glauben, was er mir da berichtete…Mensah hat jetzt sein eigenes kleines Restaurant. Jedoch gibt es da noch einige Schwierigkeiten und er bat mich um Hilfe. Daher machte ich mich zwei Tage später mit Prince, Lamptey und James auf nach Ububu um mir ein besseres Bild zu machen. Und tatsächlich, Mensah mietet ein kleines Restaurant und hat sogar eine Angestellte. Sie verkaufen Getränke und kochen jeden Tag zwei Suppen mit Fufu und Banku. Während der Stunden in denen wir vor Ort waren, kamen auch einige Gäste um Mittag zu essen. Auch wir durften probieren und ich muss wirklich sagen, das Essen war super lecker. Mensah wäre jedoch nicht Mensah, wenn er nicht noch ein paar kleine Herausforderungen für mich hätte…und zwar schmeckt das Wasser (in den Tüten) nach Fleisch, weil er nur einen Kühlschrank besitzt. Er hätte also gern einen zweiten. Zudem kommen abends nicht genügend Gäste, weil er keine Lautsprecher für die Musik besitzt um die Leute anzulocken und zu guter Letzt hat er auch noch den Laden mit Schulden übernommen und zwar 1.000cedi für den Strom. Wird der Betrag nicht gezahlt, dann wird der Strom abgestellt. (Dies würde allerdings auch gleich Problem 1 und 2 erledigen 😉) Mensah ist eben kein Businessmen aber er versucht sein bestes und arbeitet den ganzen Tag sehr hart um sein Geschäft am Laufen zu halten. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam eine Kostenaufstellung der Fixkosten pro Monat erstellt und gemeinsam ausgerechnet wie viel er pro Tag im Durchschnitt verdienen muss. Auch die Kosten für Essen und Getränke haben wir gemeinsam aufgestellt und seine Preise neu ermittelt. Nun hat er sogar ein Bankkonto eröffnet und schafft es dort jeden Tag 20 cedi zu sparen um am Ende des Monats damit seine Miete, Strom und Arbeiter zu bezahlen. Und wenn unsere Rechnung aufgeht, kann er jeden Monat ca 300 cedi für sich sparen um später neu zu investieren (in einen zweiten Kühlschrank oder Lautsprecher). Das entspricht ca. 60 Euro für einen Monat harte Arbeit. Da es unter diesen Umständen nie möglich wäre, die offene Stromrechnung zu begleichen und Mensahs Restaurant bereits nach 6 Monaten ohne Strom wäre, hat der Verein ihm dies als Startgrundlage finanziert. Ab sofort werde ich ihm ausschließlich bei der Buchhaltung zur Verfügung stehen.
Auch Ernest ist weiterhin ein sehr hart arbeitender Mann. Er ist die Metallbranche eingestiegen, hat dort über mehrere Jahre gelernt und sich während dieser Zeit größtenteils selbst versorgt. Lediglich die Miete wurde von GhanAid übernommen. Nun hat auch Ernest sich dazu entschieden selbstständig zu arbeiten, da ihn sein alter Arbeitgeber nicht weiter beschäftigen konnte. Der Lohn für einen ausgebildeten Arbeiter ist nun mal höher als für einen Lehrling. Hierfür hat GhanAid auch das Startkapital bereitgestellt und Ernest ermöglicht eine Maschine zu kaufen, mit der er das Metall schneiden und formen kann. Seine Geschäfte sind gut angelaufen und er freut sich über zufriedene Kunden. Auch wenn die Arbeit körperlich sehr schwer ist, so bereitet es Ernest dennoch Freude, wie er sehr oft betont. Wir freuen uns sehr darüber.
Und zu guter Letzt unsere liebe Doritha. In meinen letzten Berichten ist Doritha immer recht kurz gekommen, da sie seit vielen Jahren für eine Geschäftsfrau in der Hauptstadt arbeitet und dort ihr Hausmädchen ist. Sie hat ein sehr gutes und ruhiges Leben bei ihr und ist in der Lage sich selbst zu versorgen. Doch über die Jahre hat Doritha festgestellt, dass sie noch mehr in ihrem Leben erreichen möchte und bedauert es nun, dass sie nach der Geburt ihrer Tochter Christiana nicht die Schule beendet hat. Sie wusste jedoch die ganzen Jahre, dass wir sie immer dabei unterstützen werden, sollte sie doch noch ihren Abschluss machen wollen. So kam es nun auch. Doritha hat vor einigen Wochen eine schulische Ausbildung zur Köchin/ Bäckerin begonnen und wir werden sie natürlich auf diesem Weg begleiten und für die Schulgebühren aufkommen. Nebenbei geht sie allerdings weiterhin als Hausmädchen arbeiten und kann sich selbstständig versorgen.
Neben den ganzen Besuchen innerhalb von Ghana, konnte ich auch dank der vielen Sachspenden die vielen Kinder aus Nkawkaw mit neuen Kleidungsstücken, Schulmaterial und Spielzeug erfreuen. Vielen Dank an dieser Stelle für alle die vielen schönen Spenden!