2015/10 – Christin in Ghana
Ghana – Oktober 2015
Dieses Mal stand meine Reise nach Ghana leider nicht so ganz unter dem besten aller Sterne… Zunächst gab es Probleme mit dem Visum. Der Visumsantrag muss neuerdings online gestellt werden. Leider wurde mir das erst mitgeteilt, als die Antragsfrist bereits abgelaufen war und die Botschaft verweigerte sich meinen schriftlich eingereichten Antrag zu bearbeiten! Ohne meine Freundin Anne hätte ich vermutlich gar nicht fliegen können. Ein ganz großes Dankeschön an dich, Anne, für die zwei Tage die du dir in Berlin auf der Botschaft um die Ohren geschlagen hast- nur um mir das Visa zu holen! Danke!!!
Nach der Aufregung um das Visum konnte meine Reise dann doch pünktlich am Freitag dem 02.10.2015 starten. Direkt im Anschluss an eine 1-wöchigen Klassenfahrt machte ich mich auf die lange Reise: 31 Stunden vergingen bis ich endlich in Accra ankam. Als ich nach weiteren 5 Stunden Busfahrt endlich in Nkawkaw angekommen war und die Kinder in meine Arme schließen konnte, wusste ich auch wieder warum ich diese lange Reise auf mich genommen hatte….
Es war wie immer ein wunderschönes Wiedersehen und sogar Nana Yaw war zu meinem Empfang bei Eric! Das freute mich besonders. Ich hatte so endlich wieder einmal die Gelegenheit mit ihm zu spielen und in Ruhe Zeit mit ihm zu verbringen. Nach zwei Tagen reiste er allerdings wieder ab, denn Montag war ja schliesslich Schule angesagt.
Bei Eric leben dauerhaft momentan nur die 3 Jungs, die die nach der Secondary High School noch auf den Beginn ihrer Ausbildungsstellen warten. Dabei greifen sie Eric bei der Arbeit auf seiner Hühnerfarm unter die Arme. Sie helfen bei der Versorgung der Ziegen, Puten und Hühner sowie beim Verkauf des Fleisches. In Nkawkaw ist einfach immer was zu tun…
Während meines Aufenthaltes konnte ich Prince an einem privaten Training College anmelden und schon Ende diesen Jahres wird er seine Ausbildung dort beginnen. Somit haben wir in drei Jahren einen weiteren Lehrer unter unseren Schützlingen 🙂
Auch bei Kujo gibt es weitere Fortschritte beim Bewerbungsverfahren der Polizei- ob er aufgenommen wird, stellt sich allerdings erst in den nächsten Wochen heraus. Die Chancen stehen 50:50. Ein Plan B will ihm so gar nicht einfallen, leider…
Auch Lamptey kam zu Besuch nach Nkawkaw und berichtet nur Positives von seiner Ausbildung am staatlichen Training College zum Lehrer. Er studiert mittlerweile im zweiten Jahr und durfte im Rahmen dessen sogar schon einige Woche an seiner früheren Seconday High School in verschiedenen Fächern unterrichten. Die Praxis im Unterrichtsalltag bereitet ihm große Freude und auch in der Theorie schlägt er sich sehr gut und bestand alle Prüfungen des letzten Semesters. Darauf sind wir sehr stolz (und er hoffentlich auch)!
Auch der gemeinsame und mittlerweile schon traditionelle Ausflug nach Konongo in das Restaurant von Eric seiner Schwester durfte nicht fehlen. Hier arbeitet Mensah, der sich sehr über unseren Besuch freute. Mensah arbeitet noch fleißig im Restaurant und träumt weiterhin von einem eigenen kleinen Geschäft oder einer kleinen Farm. Dafür möchte er regelmässig etwas von seinem Lohn sparen. Wir werden ihn weiterhin dabei unterstützen an seinen Zielen zu arbeiten.
Auch Gershon, James und Desmond kamen angereist um mit uns zu essen und von ihrer Ausbildung an der Nursing School zu berichten. Das lernen macht ihnen Spass, das sieht man auch an den Ergebnisse der Semesterprüfungen! Sehr interessant für mich als Biologie-Lehrerin waren die Bücher mit denen die Drei arbeiten. Sie beschäftigen sich sehr intensiv mit Immunbiologie und wichtigen biologischen Stoffwechsel-Prozessen. Dieses Level hätte ich auf einer Nursing School nicht unbedingt erwartet! Wie schön wäre es, wenn die drei für ihren Eifer belohnt werden würden: Mit einer festen Arbeitstelle nach der Ausbildung, als Laboranten oder als pharmazeutische Angestellte. Wir alle von GhanAid drücken die Daumen!
Am Ende der ersten Woche besuchte ich dann mit Erics Bruder, Kwasi Atta, unseren kleinen Nana Yaw in der Schule. Er war zwar sehr begeistert uns zu sehen aber nachdem ich ihm dann die Geschenke seiner Pateneltern übergeben hatte, war ich ganz schnell abgeschrieben und nur noch die Bücher interessierten ihn. Auch seine Klassemkameraden kamen herbeigestürmt und alle lasen gemeinsam in den Büchern! Sein Lehrer sagte mir, dass Nana Yaw immer besser lesen lernt und dass auch das Schreiben immer besser funktioniert. Es war schön zu sehen, dass sich der Lehrer so über Nana Yaw’s Fortschritte freute. Auch ich war begeistert zu sehen, wie gut er sich in die Klassengemeinschaft eingelebt hat und wie offen er mit dem Lehrer kommuniziert. Daran war vor einigen Jahren nicht zu denken … es macht mich sehr glücklich diese Entwicklung zu sehen 🙂
Zu Beginn der zweiten Woche besuchte ich Esther am Morgen zu Hause, doch sie war schon vor 7 Uhr zur Schule aufgebrochen und somit machten auch Kwasi Atta und ich uns auf den Weg dahin. Nach einem 15-minütigen Marsch erreichten wir dir Schule und konnten dabei sein, wie die Schüler vor der Schule gemeinsam Lieder sangen und anschließend paarweise in ihre Klassenräume marschierten. In einem sehr langen Gespräch mit ihrer neuen Klassenlehrer stellte sich heraus, dass es einige Schwierigkeiten mit Esther gibt. Aber nichts was sich nicht klären liesse! Wir konnten zusammen mit Esther eine gemeinsame Lösung finden. Esthers Lehrer sagte mir, dass Esther ein wirklich cleveres Mädchen ist, allerdings sollte sie noch mehr Zeit mit Lesenüben verbringen. Da konnte sie gleich anfangen, denn als Geschenk aus Deutschland bekam sie von ihren Pateneltern einige Bücher. Auch ihre weiteren Geschenke wie etwa das Memory mit englischen Vokabeln kamen gut an. Selbst der Lehrer fand es so toll, dass er Esther sogar im Unterricht damit üben lässt!
Am Tag darauf hieß es: Auf nach Koforidua zu Eric, P und K. Die Fahrt dahin wird jedes Mal turbulenter, denn die Löcher in der Straße scheinen von Mal zu mal größer zu werden. Aber das nehmen wir natürlich immer gern in Kauf um unsere Schützlinge zu sehen 🙂 Bei unserer Ankunft waren die Kinder noch in der Schule. So konnten wir gleich die Gelegenehit nutzen, um Rücksprache mit den Lehrern zu halten. Die drei Brüder schlagen sich sehr gut in der Schule und die Lehrer sind sehr zufrieden mit ihnen. Im Gespräch mit Erics Klassenlehrerin merkte man schnell, wie sehr sie ihn ins Herz geschlossen hat. Sie achtet daher besonders darauf, dass er in der Schule aufpasst. Das ist gut, denn nächstes Jahr ist es schon so weit, Eric wird seine Abschlussprüfung schreiben und die Junior High School beenden. Dann steht auch seiner weiteren schulischen Laufbahn auf einer Secondary High School mit dem Abschluss Abitur steht nichts im Wege- sofern er diesen anspruchsvollen Weg einschlagen möchte!
Um noch etwas Zeit mit ihm und seinen kleinen Brüdern zu verbringen, habe ich sie zum Mittag in ein nahegelgenes Restaurant eingeladen. So konnten wir in aller Ruhe über die Schule, die Familie und die Zukunft reden. Und Eric konnte die Geschenke seiner Pateneltern entgegen nehmen, worüber er sich sehr freute 🙂 Damit die Zwillige nicht zu kurz kommen, entschied ich mich vor Beginn der Reise den beiden neue Fußballschuhe zu kaufen. Dies brachte ihre Augen zum strahlen und somit waren alle drei Jungs sehr glücklich an diesem Tag!
Auch unser ältestes Mädchen Doritha, nahm die die lange Reise aus Accra auf sich um mich in Nkawkaw zu besuchen. Gemeinsam reisten wir am nächsten Tag zu ihrer Tochter. Die kleine Christiana lebt bei einer sehr lieben Familie, die sich gut um sie kümmern und sie auch jeden Tag in die Vorschule bringt, denn leider kann Doritha aufgrund ihrer Arbeit als Hausmädchen nicht dauerhaft mit ihrer Tochter zusammen leben. Aber dennoch besucht sie ihre Tochter oft und wie es scheint, ist Christiana zufrieden mit ihrem Zuhause.
Unsere liebe Kezia besucht derzeit die Abschlussklasse der Secondary High School und sie möchte im nächsten Jahr auch an der Nursing School eine Ausbildung anfangen. Denn ihr Traumberuf ist es, Krankenschwester zu werden. Ich wünsche mir sehr, dass wir auch ihr helfen können, diesen Traum zu erfüllen. Kezia geht es sehr gut. Ich habe sie zu Hause und in der Schule besucht und anschliessend ist sie noch einige Tage mit mir nach Nkawkaw gekommen. Dies war mein großes Glück, denn in der zweiten Woche bekam ich Malaria und war für einige Tage ans Bett gefesselt. Kezia verbrachte Nächte neben meinem Bett um mit kaltem Wasser mein Fieber zu senken. Die Jungs versorgten mich mit Essen (auch wenn ich keinen Hunger hatte) und Eric brachte ich mir jeden Tag eine kalte Cola 🙂 So ging es mir auch nach einigen Tagen schon deutlich besser und meiner Heimreise stand nichts im Wege, außer natürlich die Traurigkeit, dass ich die Kids schon wieder verlassen musste ….aber ich werde mich Sicherheit schon bald zurück kehren!